Herzgruppen - Definition und Ziele

Definition

Aufgabe der Herzgruppen als einem integralen Bestandteil einer am langfristigen Erfolg orientierten, umfassenden Versorgung von Herzpatienten ist es, mit ihren Möglichkeiten zur Erreichung der allgemeinen Rehabilitationsziele beizutragen. Die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) definiert die Herzgruppe folgendermaßen:

„Die Herzgruppe ist eine Gruppe von Patienten mit chronischen Herz-Kreislauf­krankheiten, die sich auf ärztliche Verordnung unter Überwachung und Betreuung des anwesenden Herzgruppenarztes und einer dafür qualifizierten Fachkraft regelmäßig trifft. Gemeinsam werden im Rahmen des ganzheitlichen Konzeptes durch Bewegungs- und Sporttherapie, Erlernen von Stressmanagementtechniken, Änderungen im Ess- und Genussverhalten und durch psycho-soziale Unterstützung Folgen der Herz­krankheit kompensiert und Sekundärprävention angestrebt.“

Ziele

Auch für die ergänzenden Leistungen zur Rehabilitation in Herzgruppen gelten als
Allgemeine Ziele der Rehabilitation:

  • Abwendung, Beseitigung, Minderung, Verhütung einer Verschlimmerung oder Minderung der Folgen von Behinderung
  • Beitrag zur Wiederherstellung und zum Erhalt der Erwerbsfähigkeit oder zur Vermeidung der Pflegebedürftigkeit
  • Förderung der Selbstbestimmung/der Selbstverantwortung (Hilfe zur Selbsthilfe)
  • Förderung der gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft sowie Vermeidung oder Entgegenwirkung möglicher Benachteiligungen
  • Steigerung der Lebensqualität
  • Reduktion der Morbidität und der Mortalität

Die konkreten Zielstellungen für die Arbeit der Herzgruppen lassen sich auf der Grundlage der Sozialgesetzgebung und der Rahmenvereinbarungen aus den Leitlinien und Empfehlungen zur kardiologischen Rehabilitation ableiten und begründen. Die Arbeit der Herzgruppe richtet sich nach rehabilitativen und sekundärpräventiven Zielen aus und muss individuell gestaltet sein. Dies setzt die Festlegung individuell angemessener Ziele voraus, die in vorgegebenen Abständen geprüft und angepasst werden. Diese dienen wiederum zur Beurteilung der Ergebnisqualität. In Übereinstimmung mit den Zielen der ganzheitlichen Rehabilitation der Phase II werden somatische, funktionale, psychosoziale und edukative Ziele verfolgt, die in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen. Besondere Bedeutung wird dabei im Rahmen des Rehabilitationssports psychosozialen Aspekten und Verhaltensfaktoren (z.B. Coping, soziale Unterstützung, Gesundheitsverhalten) beigemessen. Entspre­chend dem salutogenetischen Modell wirken sich Gesundheits­einschrän­kungen/Gesundheitsbedrohungen – je nach Ausprägung der psychischen und sozialen Ressourcen des Betroffenen – stärker oder schwächer aus.

Somatische Ziele

  • Verbesserung von krankheitsbedingten Bewegungseinschränkungen und Anleitung zur eigenständigen Durchführung funktioneller Übungs- und Trainingsformen
  • Verbesserung/Stabilisierung der kardiopulmonalen Belastbarkeit
  • Positive Beeinflussung der somatischen Risiko- sowie Schutzfaktoren
  • Aufbau und Verbesserung der Körperwahrnehmung

Funktionale Ziele

  • Stabilisierung der körperlichen und geistigen Belastbarkeit für die Berufsausübung und das Alltagsleben
  • Förderung der krankheitsangepassten Ausübung von Alltagshandlungen
  • Förderung der krankheitsangepassten Ausübung von Freizeitaktivitäten

Psychosoziale Ziele

  • Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung (Coping)
  • Entwicklung von Stressbewältigungsstrategien
  • Förderung der individuellen psychosozialen Schutzfaktoren
  • Verbesserung der allgemeinen Befindlichkeit

Edukative Ziele

  • Verbesserung des Wissens über die Erkrankung und ihre Risikofaktoren
  • Entwicklung einer gesundheitsorientierten Handlungskompetenz
  • Anpassung des Ess-, Ernährungs- und Genussverhaltens
  • Erwerb von praktischen Fertigkeiten zur Selbstkontrolle und adäquater
  • Reaktionsweisen
  • Motivation zur gesundheitsorientierten Verhaltensänderung
  • Entwicklung einer umfassenden Therapietreue (Compliance)
  • Beherrschung von Notfallsituationen

Inhaltliche Umsetzung der Rehabilitationsziele

Die dargestellten Rehabilitationsziele der Herzgruppen beschreiben die durch das Angebot angestrebten Veränderungen im Gesundheitszustand und im Gesundheits­verhalten der Teilnehmenden. Sie sind jeweils individuell festzulegen, zu gewichten und in Form individuell überprüfbarer Teilziele zu vereinbaren. Sie weisen die Richtung für die konkrete inhaltliche Gestaltung und Organisation der Abläufe im Rahmen der einzelnen Übungsveranstaltungen sowie begleitender Maßnahmen, müssen also sowohl bei der Rahmenplanung für das Angebot als auch mit wechselnder Schwerpunktsetzung bei der konkreten Planung der einzelnen Übungs­veranstaltung Berücksichtigung finden.[1] Für die Herzgruppen werden aus dem Zielkatalog fünf Inhaltsbereiche abgeleitet:

  1. Bewegungs- und Sporttherapie
  2. Ernährung, Ess- und Genussverhalten
  3. Stressbewältigung und Entspannung
  4. Krankheitsbewältigung
  5. Alltag, Freizeit und Lebensstil 

[1] Vgl. hierzu auch Matlik, M.: Ganzheitliche Herz-Kreislauf-Rehabilitation mit den Mitteln des Sports. In: O. A. Brusis, M. Matlik, M. Unverdorben: Handbuch der Herzgruppenbetreuung. 6. überarb. und erw. Aufl., Spitta Verlag, Balingen 2002, S. 183-189.

Quelle: Herzgruppe. Positionspapier der DGPR, Koblenz 2003

 

Herzgruppe - Positionspapier der DGPR